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Der A 50-Moder des Grauens
Verfasst: Sonntag 5. April 2015, 17:33
von Phil
Hallo Leute,
heute war ich beim lieben Martin G. aus B., und da haben wir den Moder einer A 50 zerlegt, die ein Kumpel von Martin bei Werner Schirg gekauft hat, für nicht mal wenig Geld.
In meinem ganzen Leben habe ich so etwas noch nicht in der Hand gehabt. Seht selbst:
Die ersten beiden Bilder sind noch ganz harmlos, gut ein wenig verdreckt.
Der Zylinder wurde mal gebuchst, und irgendeiner, der noch schlechter schweißen kann als ich, der hat da geübt. Natürlich sitzen die neueen liner nicht richtig.
Jetzt fängt es an, noch mehr weh zu tun. Das idler pinion ging sehr schwer. Bei der Buchse wundert mich das nicht. Irgendein Grobschlosser, der war da am Werke. Zuerst das idler pinion geschweißt, die Buchse irgendwie reingeprügelt, zentrisch sitzt die nicht, gedreht hat sie sich auch, Öl lief da keins rein. Zahnflankenspiel null.
Das Hauptlager sollte ein Rollenlager sein. Es ist ein Kugellager, das im Gehäuse fest sitzt, die Kurbelwelle wurde geschliffen, so wie es ausschaut, damit die Welle schwimmen kann.
Jetzt wird es prickelnd. Kolbenbolzen kippelt um ca. 1,5 mm. Ein Pleuel gerissen, alle Muttern verbaut, die greifbar waren, die Pleuelbolzen an einer gekontert! Dafür sind die Kröpfungen auf ca. 1 mm unter das letzte Untermaß geschliffen worden und mega-dicke Lagerschalen reingebaut.
Die Kolben sind aus was-weiß-ich für einem Modell, mit unterschiedlichen Kolbenringen bestückt. Und irgendein Kasper hat die Oberteile/Böden an die Hemden geschweißt. Außen sieht man sogar noch die Spuren des Verschleifens.
Das Kurbelhaus ist auch am Lagersitz links geschweißt. Mal sehen, ob man es retten kann, und ob der Lagersitz links noch da ist, wo er hingehört.
Brauchbar sind die Nockenwelle, die richtig gut aussieht, das Getriebe, die Ölpumpe und der Kopp.
Boaaaah, das ist wirklich starker Tobak.
Der Andreas tut mir echt leid, obwohl er das Zerlegen mit vergleichsweise stoischer Ruhe ertragen hat.
Beste Grüße
Ph.
Re: Der A 50-Moder
Verfasst: Sonntag 5. April 2015, 17:45
von OMR
Phil hat geschrieben:Boaaaah, das ist wirklich starker Tobak.
...und das ist wirklich noch stark untertrieben!
Meines Erachtens nach wäre der Motor nach "Kilopreis" noch oberes Level.
Solchen Verkäufern gehört das Handwerk gelegt.
Re: Der A 50-Moder des Grauens
Verfasst: Sonntag 5. April 2015, 18:13
von Norton
Au weia!
Da stellt sich wirklich die Frage, ob man mit dem Motor als Solchem überhaupt noch weiter macht?
Mir ist das schon ein Rätsel, wie man sowas überhaupt aus der Hand geben kann?
Gruß. Martin.
Re: Der A 50-Moder des Grauens
Verfasst: Sonntag 5. April 2015, 18:22
von Phil
Norton hat geschrieben:...Da stellt sich wirklich die Frage, ob man mit dem Motor als Solchem überhaupt noch weiter macht?...
Nun, die Kurbelwelle und Pleuel müssen in jedem Falle neu. Ich habe noch eine Garnitur, die nicht schlecht ist. Fies ist das mit dem Gehäuse, weil da hat einer am linken Hauptlagersitz von der Primärseite aus eine Naht gelegt. Warum?
Wenn das Gehäuse den Lagersitz noch da hat, wo er hingehört, dann kann man das machen. Zylinder muss man eben beschaffen, ich habe aber keine Ahnung, wie gängig A 50-Zylinder sind...
Norton hat geschrieben:Mir ist das schon ein Rätsel, wie man sowas überhaupt aus der Hand geben kann?
Jepp, das ist es. Im Zweifel hat er das en détail sicher nicht gewusst, aber er hat das Moped vertickt. Und wenn er Schrott aus Indien oder Burma oder sonst wo billichst einkauft und zu marktüblichen Preisen in D verkauft, dann nimmt er sowas zumindest billigend in Kauf. Und das ist nicht das erste Moped. Kram' mal den Kischi-Fred wieder raus. Dies selbe Scheiße in grün...
Schöne Grüße
Ph.
Re: Der A 50-Moder des Grauens
Verfasst: Sonntag 5. April 2015, 18:31
von Norton
Gehäuse, Welle, Zylinder, wenn das alles schon nicht mehr reparabel ist, was hat man dann eigentlich noch?
Dagegen war ja mein geplatzter Domi ein Sahnestück!
Ich verstehe solche Leute nicht? Die Szene ist doch unterm Strich so klein, da kommt doch so was immer raus! Aber scheinbar fallen immer wieder welche drauf rein?
Gruß. Martin.
Re: Der A 50-Moder des Grauens
Verfasst: Sonntag 5. April 2015, 18:54
von Andreas
Wie lange lief denn der Motor so, bzw. lief er überhaupt?
Sieht ja echt gruselig aus...pfui!!!
Gruß
Der Andreas
Re: Der A 50-Moder des Grauens
Verfasst: Sonntag 5. April 2015, 19:13
von Öko
Ich würde den Werner anzeigen auf planmäßig gewerblichen Betrug
Ist ja nicht dasxerste mal, das man sowas von dem Herrn mitbekommt.
Re: Der A 50-Moder des Grauens
Verfasst: Sonntag 5. April 2015, 19:53
von Goldstar
Öko hat geschrieben:Ich würde den Werner anzeigen auf planmäßig gewerblichen Betrug
Ist ja nicht dasxerste mal, das man sowas von dem Herrn mitbekommt.
Nun Mario, Betrug setzt ja eine Absicht vorraus, die man Nachweisen müßte.
Der Motor lief ja und das Motorrad wurde ja sogar gefahren, wenn auch nur kurz.
Geräuschmäßig hielt es sich laut Aussage in Grenzen.
Sicher hat der Schrick nicht gesagt das der Motor überholt ist, vielmehr das er läuft, was er ja auch stimmte.
Also kann von Betrug keine Rede sein.
Re: Der A 50-Moder des Grauens
Verfasst: Sonntag 5. April 2015, 22:12
von Wuselwahnwitz
Gebe kostenlosen Boxunterricht.......
mich würde mal inserieren was der Herr S. dazu sagte, wenn man ihn fragte (Also zu dem Motor...

)
Re: Der A 50-Moder des Grauens
Verfasst: Sonntag 5. April 2015, 22:42
von Martin
Ich bin ein wenig ratlos... wie viele dieser zusammengeschusterten Kisten hat der Schirg schon verkauft? Und was bedeutet das für den Ruf unserer alterwührdiger Briten?
Vor allem die Kolben geben mir an diesem Ding ein Rätsel auf. Warum in Herrgotssnamen schweißt man an Kolben rum?
Sei es drum. Das habe ich eigentlich direkt gesagt, dieser Motor wird nichts mehr. Man hat mit viel Glück ein Gehäuse mit dem man was anfangen kann, wenn man nichts anderes hat...
Ich selber hatte ja Kischis Motor zerlegt und auch da war recht schnell klar, das wird nichts mehr.
Andreas - hier im Forum als zurmus angemeldet - hat es tapfer ertragen. Er hatte vorher mit dem Schlimmsten gerechnet und wurde in seiner Befürchtung noch übertroffen.
Man stelle ihn sich nicht als naiven Idioten vor, er ist hingefahren, hat ne Probefahrt über den Platz gemacht und dann gekauft. Ich bin mir gar nicht sicher, ob man da von außen auch mit mehr Sachkenntnis irgendwas BESONDERS Schlimmes hätte entdecken können.
Schirg ist dann die eine Sache. Aber die, die so was zusammenstricken gibt es ja auch noch. Und das ist Vorsatz. Die bauen aus Teilen oder aus Wracks irgendwas zusammen und verschachern das.
Schirg ist sicher dann zwar nur der Höker und Vorsatz nachweisen wird nahezu unmöglich sein.
Gleichzeitig weiß ich, dass Schirg auch schon Rpckmeldungen erhalten hat und da sehr unkooperativ mit umgeht. Ein Idiot ist er sicher nicht, der weiß doch wie das SPiel läuft.
Juristisch wirst Du ihm nicht bei kommen, moralisch könnte ich aber niemals so handeln wie er. Ich würde mich zu Tode schämen, denn das hab ich in meiner Erziehung gelernt: Dass man immer ein Stück Verantwortung mit sich trägt und dementsprechend behutsam damit umgehen sollte.
Wer das nicht beherzigt ist nichts Anderes als unanständig. Bitte. Wenn man sich selber so ins Gesicht schauen kann... Bewundernswert ekelhaft!
Re: Der A 50-Moder des Grauens
Verfasst: Sonntag 5. April 2015, 23:04
von Goldstar
Wuselwahnwitz hat geschrieben:Gebe kostenlosen Boxunterricht.......
mich würde mal inserieren was der Herr S. dazu sagte, wenn man ihn fragte (Also zu dem Motor...

)
Na nix wird er sagen, oder das Moped hab ich so gekauft und nie reingeschaut, lief ja auch...c,est la vie.
Er wird sich auf jedenfall ahnungslos und dumm stellen,vielleicht ist er es ja auch....wag ich aber mal schwer zu bezweifeln, ob er nicht doch wußte was mit dem Motor los war. Schließlich hat der Mann ja jede Menge Ahnung was seine Mopeds betrifft.
Er bietet ja immer noch die A10 für 8000 steine an, die, falls der Motor wirklich gut ist, aber auch nur die hälfte wert ist..
Ich war ja auch schon mal bei ihm. Motorräder sollte man aber keine kaufen und auch jedem davon abraten.
Immerhin ne Atlas:
http://www.ebay.de/itm/Norton-Atlas-Dom ... 41928806ad
echt geil finde ich schon die Soziusfußraste.
Über Jahre aufgebaut und trotzdem keine Papiere mehr.
Die Grimeca vorne bekommt man nicht eingetragen, zumindest in Hessen nicht, ob er das weiss
die rote Domi
http://www.ebay.de/itm/Norton-Dominator ... 419288071a
sogar mit CBBC aufkleber
die A10
http://www.ebay.de/itm/BSA-A10-/2816312 ... 41928807b6
der Mann ist echt ein Traumtänzer.
TüV fertig mit Brief aus Südamerika. Das beste ist noch das Goldstar Enblem am Tank, aber das gehört ja garnicht drauf.
Wenn der Motor innen so aussieht wie die Fussdichtung, dann kommt ein zweites Grauen

Re: Der A 50-Moder des Grauens
Verfasst: Sonntag 5. April 2015, 23:22
von Tim
Martin hat geschrieben:Juristisch wirst Du ihm nicht bei kommen,...
Nö, aber immer noch fiskalisch.
Tim
Re: Der A 50-Moder des Grauens
Verfasst: Sonntag 5. April 2015, 23:29
von Phil
Ja klar, den Moder des Grauens hat der sicher nicht aufgemacht und reingeschaut. Die Frage ist eher eine grundsätzliche, wie ich denn mein Zeuch verkaufe. Und es hat in der Tat was damit zu tun, ob und wie ich morgens in den Spiegel schaue.
Mein alter Herr hat mir beigebracht, dass ich für das, was ich tue, auch einstehen muss. So einfach isses... Wahrscheinlich etwas altschulig, aber für mich passt das gut so.
Und die Reklamationen hatte der Furunkel-Werner (hoffentlich klappt mein Voodoo

) schon öfter, da kannste von ausgehen. Der Kischi hatte ihn auch angepflaumt wegen des Bastels an der T 100. IIRC ist der nicht reich geworden dabei, den Kischi meine ich.
Aber die Vögel, die das Möp vom Andreas zusammengeschustert hatten, das sind echte Helden. Denen möge das Selbe widerfahren wie dem Werner. Sowas habe noch nie in meinem Leben gesehen. Ich bleibe dabei und tippe auf Indien oder Burma. Jepp, der Andreas hätte das auch nicht anders machen können, von außen besehen, ist das Ding ganz leidlich gewesen. Gut, am Zylinder 2 oder 3 Rippen ab, aber das war es auch schon. Das merkste bei einer Probefahrt nicht, was sich da so verborgen hat.
Dass das Ding lief, das grenzt an ein Wunder bzw. ist ein Zeichen, dass die Dingers echt härter im Nehmen sind, als man sich das so vorstellt.
Ich hoffe so, dass das Gehäuse okay ist. Dann könnte es überschaubar bleiben. Alldieweil ein anderer Motor, den man sich irgendwo ergattert, den kannste auch erstmal zerpflücken, und da versenkst Du auch gute 1.500,- Kröten, bis das taucht.
Schöne Grüße
Ph.
Tante Edit hat noch was ganz makabres gefunden: Kuxtu
hier.
Zitat aus dem Artikel:
„Werner Schirg ist ein Einzelkämpfer, gehört also keinem Motorradclub an, aber viele Oldtimerfreunde holen sich bei ihm Rat und Hilfe, „denn die englischen Maschinen kenne ich in- und auswendig. „Viele Ersatzteile die der Zubehörmarkt nicht mehr hergibt, fertige ich selber an“.
Re: Der A 50-Moder des Grauens
Verfasst: Montag 6. April 2015, 09:44
von Martin
Ich hab mal meine Netzwerke angezapft und warte jetzt ab was da kommt. Ein paar Mails mus ich noch schreibenund Telefonate führen, vielleicht haben wir ja Glück für Andreas...
Re: Der A 50-Moder des Grauens
Verfasst: Montag 6. April 2015, 09:59
von Hanni
Na schöne Baustelle,
Aber durchaus noch was zu machen denke ich.
Phil, die Sache mit dem aufgeschweißten Simmerring Sitz sollte Dir als altem A 50 - A65 Hasen bekannt sein, sieht man öfter. Das Problem ist hier, scheinbar hatten die da mal Gussformen. bei denen nach der Bearbeitung des linken Lagersitzes gerade mal noch ca. 1 mm Fleisch übrig bleibt das den Simmerring hält. Da ja auch das Hauptlager hier anliegt fliegt das natürlich bei ein bissel axialer Belastung samt Simmerring raus und das Lager wandert samt KW nach links raus. Das Problem hatte ich vor knapp 30 Jahren an meiner 70 er Firebird Scrambler auch schon, habe das damals jedoch anders gelöst.
Ich denke daß der KW Lagersitz schon noch da ist wo er hin gehört.
Nun das Zwischenrad bekommst für kleines Geld überall gebraucht. Der Sitz des Zwischenrades sollte ja auch noch da sein wo er hin gehört. Also neue Büchse und ok. Natürlich ebenso in den timing cover.
Gegebenenfalls ein bischen Aufreiben und gut. KW und Pleuel sind ebenfalls bezahlbar. Falls Du da was im Fundus hast is ja noch besser.
Zylinder A50 hätte ich im schlimmsten Fall einen hier liegen, nagelneu NOS ebenfalls letzte Serie schon mit den 3/8“ Stehbolzen. Von dem könnte ich mich trennen , der war mal für ein 500 er Projekt geplant, fällt aber mangels Zeit ins Wasser.
Ein Problem könnte evtl das linke KW Lager werden. Da hab ich mich bei meinem letzten A65 Motor tagelang rumgeärgert. Das Problem ist hier, dass die heute erhältlichen RHP Lager einen erheblich dünneren Lager Aussenring aufweisen als die seinerzeit originalen Hoffmann Lager. Da aber das Gehäuse einen relativ engen Lagersitz aufweist kann es passieren dass es den Lager Aussenring zusammenzieht und die KW nach dem Einbau schwergängig läuft.
Weiß nimmer genau, aber ich glaube das waren 3 – 4 Hundertstel Untermaß.
Die zwar dem Original Lager nix ausmachten, jedoch das RHP am offenen Ende entsprechend zusammen zogen . Und zwar so, dass der Lagersitz übertrieben kegelig war. Das heißt, wenn die KW eingeschoben war drehte sich das Ganze so halbwegs, spielfrei. Jedoch beim Einbau war deutlich zu merken dass es den Lagerring auf der offenen Seite da er ja dünner ist als auf der Gegenüberliegenden Seite besser zusammenzog also weniger Laufspiel. Ich bin dann mal mit dem eingeschrumpften Aussenring auf die Messmaschine und habe hier hier fast 2 µm Schräge rausgemessen von aussen nach innen. Das macht im Durchmesser dann immerhin fast 4 µm ( mikro = tausendstel mm ) also schon knapp ein halbes Hunderstel. Ich hab das dann auf der KO – Schleifmaschie nacharbeiten lassen und der letzte Rest wurde dann noch rauspoliert bis ein „Gefühlt „ vernünftiges Laufspiel erreicht war. ( extrem Zeit aufwändig. )
Am Besten ist hier wohl die Methode die Rainer Traupel anbietet., nämlich die KW links in einem metrischen NUP zu fixieren und rechts einfach frei laufen zu lassen.
Ich habe diesen Umbau zusammen mit dem Umbau auf der rechten Seite auf Rollenlager vor ca. 3 Jahren an Stefans Motor ausgeführt, läuft mittlerweile schon fast 15000 Km. problemlos.
Was soll da auch passieren ??
Traupels Methode is auf alle Fälle besser als das was SRM da so anbietet.
Überhaupt, würde ich Euch empfehlen falls da irgendwelche Probleme noch auftauchen die Ihr mit Eurer Werkstatt Ausrüstung nicht mehr hinbekommt mal bei Rainer Traupel anzuklopfen. Der Rainer ist absolut kompetent was A50 und A65 Motoren anbelangt und auch persönlich ein sehr lockerer Typ. Der kriegt das auf alle Fälle hin.
Viel Spaß dann noch beim Schrauben.
Hanni