Lackieranleitung für Bastler

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Plassi

Lackieranleitung für Bastler

Beitrag von Plassi »

Na denn mal die garagentaugliche Lackieranleitung

Erstmal erkunden was für´n Untergrund lackiert werden soll.
Je nach Material empfehlen oder verbieten sich bestimmte Lacke (Fachhandel fragen).
Ich setze jetzt mal Blech als Untergrund voraus.
1. Alte Lacke, Rost und Verunreinigungen runterschleifen. Wenn der alte Lack noch Tiptop ist und wirklich nur neue Farbe drauf soll, dann auf jeden Fall eine Verträglichkeitsprobe an einer nicht sichtbaren Seite machen. Beim Schleifen erstmal grob mit dem Schwing- oder Excenterschleifer vorarbeiten, dann mit 400er und zum Schluß mit 800er nass und ruhig von Hand nachschleifen. Je besser die Vorarbeiten desto besser geht das Lackieren.
2. Grundieren und füllen. Um die letzten Unebenheiten zu schließen wird erstmal die Oberfläche entfettet und getrocknet. Jetzt gleichmäßig Filler auftragen (Büchse oder Pistole ist erstma egal) und nach der Trocknung wieder naß nachschleifen (nur noch 800er verwenden). Filler nehm ich eigentlich nur wenn´s vorher gespachtelt werden mußte ansonsten das gleiche mit Grundierung (möglichst dunkel, dann sieht mann noch schön die Unebenheiten). Wenn der Untergrund jetzt schön glatt ist, dann nochmal entfetten und den Lack vorbereiten.
3. Lack vorbereiten
Tu Dir nen Gefallen und kauf vernünftigen 2 K Lack, dann vermeidest Du Apfelsinenhaut und der Lack läuft nicht so schnell.
Nach dem Verrühren der 2 Komponenten füllst Du die erste Portion ab und verdünnst auf fast Wasserkonsistenz. Bei guten Lackiersets ist ein Konsistenzbecher dabei, mit etwas Übung brauch mann den aber nich wirklich.
4. Ort
Windstill, warm, trocken und trotzdem belüftet (wegen dem bischen Sauerstoff was mann so braucht )
5. Lackieren
Mit Dose lackiert mann wirklich nur wenn´s nich anders geht. Willst Du öfter mal was lackieren, dann lohnt sich schon die Anschaffung eines Kompressors (Baumarkt ca. 80€) und eines Lackiersets (ca. 20€).
Ansonsten leihen!
Dringend empfehlen würde ich auch einen Wasserabscheider für den Kompressor. Nix iss ärgerlicher als ein leichter Wassernebel im Lack
Bevor Du auf die zu lackierende Oberfläche hältst, mußt Du erstmal den Sprühstrahl einstellen. Ideal ist ein gleichmäßiger Nebel und ein gerader, senkrechter Strich. Bei billigen Pistolen ist der Strich leicht elliptisch, geht aber eigentlich auch. So, und jetzt ist erstmal üben angesagt. Alte Motorhaube oder Tür nehmen und üben, üben, üben........
Wichtig ist nicht zu viel auf einmal zu lackieren. Eine Schicht drauf, anziehen lassen und dann vorsichtig die nächste.
Beim Spritzen mach folgendes - Leicht am Abzug ziehen bläst Luft und etwas stärker nimmt dann Lack mit dazu. Mach erstmal alle Kanten und dann die Flächen. Fang mit Luft an und wenn Du über der Fläche bist nimm den Lack mit rein. Mit der Zeit kriegst Du ein Gefühl dafür. Leichte Wellen (zuviel Lack) kannst Du mit Luft verziehen. Läufer hilft eigentlich nur Abwischen und nocheinmal von vorne
Kleine Krater im Lack sind Silikonreste vonner Autowäsche - ABWISCHEN
Ganz zum Schluß mach ich immer eine Schicht Verdünnung drauf - glänzt so schön Kleinere Teile (Tank oder Seitenteile) lackieren sich gut auf einem Drehteller

Nochmal, sollte keine Profianleitung sein - jede Lackiererei lacht sich kaputt darüber. Aber auf dem Garagenhof oder in der Amateurwerkstatt hat mann sowieso nicht die nötigen Voraussetzungen dafür. Bei sonnigem Wetter (Min. 20°C), Windstille und etwas Staubschutz wirds auch draußen schon ganz ansehnlich
Mit Dose würde ich nicht mehr lackieren, ist auf die Dauer zu teuer und das Ergebnis ist nicht annehmbar

Alle Auskünfte basieren auf eigenen Erfahrungen, sie sind nach bestem Wissen und Gewissen von mir zusammengestellt worden und sind insofern ohne Gewähr.

Gruss Plassi

Entfetten

Auf einem Blech, das nur Spuren von Handschweiß, Walzöl und anderen Fetten aufweist kann kein Grundiermaterial, keine Farbe und Lack auf Dauer haften.
Das Entfetten muss jedem anderen Arbeitsgang vorausgehen!

Aufbau einer Zweischicht- oder Perlmuttlackierung

Um ein sauberes Ergebnis zu erzielen muss exakt und fachgerecht gearbeitet werden.

Der Aufbau einer Lackierung richtet sich nach dem jeweiligen Untergrund und nach den Wünschen des Kunden. Der Arbeitsablauf z.B. für einen modernen PKW-Zweischicht-Lackaufbau besteht aus dem Reinigen und Schleifen des Grundes, Spachteln, Schleifen der Spachtelmasse, Grundfüllerspritzen und Füllerschliff.
Darauf erfolgt erst die Fertigbehandlung durch Decklackspritzen.

Arbeitsgänge beim Lackieren

Abdecken:
Um unnötiges Verdrecken und Farbnebelablagerungen auszuschließen sollte man das Fahrzeug vor Beginn der Schleifarbeiten an den nicht zu lackierenden Stellen abdecken. Dies erspart unnötiges Reinigen der Karosserie und des Fahrgastraumes.

Entfetten:
Das zu lackierende Karosserieteil sollte vor Beginn der Schleifarbeiten mit Silikonentferner oder Blechreinigungsmittel entfettet werden, da man sonst Silikonrückstände in den Lack einarbeitet

Entrosten:
Eventuelle Roststellen müssen gut entrostet werden, da diese sich ausdehnen und früher oder später den ganzen Aufbau der Lackierung abstoßen. Entrostet wird mit einem Vakuum-Strahlgerät (Sandstrahlgerät), Drahtbürsten usw.

Spachteln:
Der fett- und staubfreie Untergrund wird mit UP Material (ungesättigtes Polyester) z.B. Aluminiumspachtel und Polyesterspachtel gespachtelt.
Bei verzinkten Teilen mit EP-Untergrund (Epoxyd) vorbehandeln evtl. Zinkspachtel auftragen.
Innerhalb des ausgeschliffenen Bleches durch ein bis zweimal Ziehen (negatives Spachteln) füllen.
Nach Antrocknen Ziehgrate mit P80 grob glätten und anschließend Feinspachteln. Dabei empfiehlt es sich bei Rundungen und Kanten durch kurz hintereinander zweimaligen Streichplastikauftrag kleine Beulen und Spachtelflecken mit einem Pinsel zu benetzen. Das kann auch durch ein Spritzgerät geschehen. Dazu wird die Spachtelmasse mit Verdünnung in die entsprechende Viskosität gebracht. Dieses rationelle Verfahren ersetzt durch schnelle Trocknung unnötige Wartezeiten.
Dennoch empfiehlt es sich bei größeren Arbeiten den Polyesterfüller nicht auszuschließen, da dieser eine lange Verarbeitungszeit ermöglicht.

Spachtelschleifen – Ausschleifen:
Nach der Trocknung: Grobschleifen mit P80 und Feinschleifen mit P150.
Vor dem Feinschliff sollte man sehr dünn Kontrollfarbe aufragen, da dadurch Unebenheiten beim Schleifen sichtbar werden.
Anschließend wird die ganze zu lackierende Fläche mit P240 matt geschliffen, der Schleifstaub entfernt und vor dem Grundieren (mit 1K-Haftgrund oder Primer) die durchgeschliffenen und blanken stellen mit Silikonentferner gereinigt.

Grundfüllern:
Nun wird der Füller mit mindestens 1.5 bis max. 2.5 Spritzgängen bei 4 Bar Spritzdruck (Angaben des Herstellers beachten) aufgespritzt.
Diesen gibt es in verschiedenen Farbnuancen als Tonfüller passend für die Deckfarbe.
Trockenschicht ca. 55-80um.
Nach diesen Applikationsverfahren wird der Füller bei einer Temperatur von 60°C forciert getrocknet.
Als Schleifhilfe setzt man dem Füller einen Spritzgang Kontrollfarbe auf.

Füllerschleifen:
Der Füller wird mit Nassschleifgängen der Körnung von P600 bis P800 nachgeschliffen.
Es empfiehlt sich, den Endschliff mit Gitterleinen P800 zu machen.
Das Fahrzeug wird vom Schleifschlamm und –Staub gereinigt und anschließend sauber ausgeblasen. Nun wird das Abdeckpapier gewechselt, da dieses inzwischen durch den angesetzten Staub, Schleifwasser unbrauchbar geworden ist. Auch bilden sich Risse und Ablösungen beim Ausblasen.
Vor der Decklackierung werden die zu lackierenden kompletten Fahrzeugteile mit Silikonentferner gereinigt , sauber nachgetrocknet und mit einem Staubbindetuch staubfrei gewischt.

Decklack:
Zweischicht-Metalliclackierungen bestehen aus zwei Decklackschichten, einem Metalleffektlack und einem Klarlack die nass in nass verarbeitet werden.
Der Untergrund sollte im Farbton einheitlich sein. Bei lasierenden Tönen markiert sich sonst der Füllerfleck. Dieses Zweischichtlacksystem gibt der Effektlackierung einen besonders schönen Hochglanz und gewährleistet eine ausgezeichnete Glanzhaltung und lange Lebensdauer.
Wie der Name Zwei-Schicht schon aussagt wird der Lack in zwei Schichten aufgetragen.

Basislackauftrag:
Dabei sollte der erste Auftrag so nass wie möglich geschehen, da man sonst keine Anlösung des Untergrundes erfolgt. Der Auftrag von Basislacken erfolgt bei ca. 4 Bar durch drei bis fünf gleichmäßige Spritzgänge je nach Deckfähigkeit des Farbtons.

Klarlackauftrag:
Nach ca. 10 bis 15 Minuten Ablüftzeit kann der Klarlackauftrag erfolgen, dieser wird von zwei Spritzgängen in einem Abstand von 10 bis 20 Minuten bei ca. 4 Bar Spritzdruck durchgeführt.
Anschließend wird das fertiglackierte KFZ bei 60 bis 80°C eine Stunde lang forciert getrocknet.

Lackieren mit Perlmuttlacken

Perlmuttlacke bestehen aus transparenten Blättchen, die bei paralleler Orientierung im Bindemittel durch Mehrfachreflexion des Lichtes einen Glanz erzeugen, wie er für Perlen charakteristisch ist. (irisierende Effekte infolge Interferenz)

Der Aufbau geschieht wie folgend:

1. Vorlackierung
Die zu lackierenden Teile werden mit einheitlichen weißen 2-K Acrylfarbton vorlackiert und nach der Trocknung nassgeschliffen (Körnung P1200).
Dabei dürfen keine Stellen durchgeschliffen werden.
Schleif- und eventuelle Silikonrückstände beseitigen und mit Staubbindetuch abwischen.

2. Basislackauftrag
Wie bei den Basislacken wird die Perlmuttlasur in zwei bis drei Spritzgängen aufgetragen. Dabei sollte der erste Spritzauftrag wegen der Haftung (Adhäsion) wiederum so nass als möglich geschehen.

3. Klarlackauftrag
Nach einer Ablüftzeit von 10 bis 15 Minuten geschieht der erste und anschließend der zweite Klarlackauftrag. Da Perlmuttlacke zum Nachfallen neigen wird der Klarlack nach der Trocknung nochmals mit P1200 abgezogen und der Klarlackauftrag wiederholt.
Nur so wir ein einwandfreies und optisch wie fachmännisches Lackierergebnis erzielt.

Lackierfehler
Lackierfehler können mehrschichtig auftreten und viele Ursachen haben!
z.B.: ungeeignete Untergründe
schlecht oder nicht vorbereitete Untergründe
nicht abgestimmte Materialien von Alt und Reparaturlack
falsch angesetzter Lack
falscher Lackaufbau
schlechte Verarbeitung durch: zu hohe Schichtdicken
zu kurzes Ablüften
nicht durchgehärteter Untergrund
ungeeignete Lufttemperatur
falscher Pistolenabstand oder –Führung
schlechte Luftführung am Arbeitsplatz
Schadensbild:Abplatzen Mögliche Ursachen: Fett, Staub oder Feuchtigkeit

Nicht abgestimmte Lacksysteme
Fehlendes Anschleifen
Fehlender Haftvermittler bei Kunststoffbauteilen

Beifallen Abstimmungsfehler Lack/Spachtel/Füller
Unvollständige Härtung des Vormaterials
Zu hohe Temperaturen
Fett, Staub oder Feuchtigkeit
Nicht abgestimmte Lacksysteme

Blasenbildung Unzureichende Entrostung
Unvollständige Härtung des Vormaterials
Hohe Luftfeuchtigkeit
Schleifstaubrückstände
Schleifwasserreste

Fleckbildung und Farbänderung Industrieabgase (Schwefeldioxid im Regen)
Kalk- oder Zementablagerungen
Bremsflüssigkeit
Vogelkot

Haarrisse Hohe Schichtdicke
Härterüberschuss
UV-Belastung (Verwitterung)

Hochziehen Unvollständige Härtung des Vormaterials
Nicht abgestimmte Lacksysteme
Falsche Ablüftzeit

Kocher Hohe Schichtdicke
Nicht abgestimmte Lacksysteme
Falsche Ablüftzeit

Kräuseln Unvollständige Härtung des Vormaterials
Nicht abgestimmte Lacksysteme

Peroxydflecke Härterüberschuss

Risse Hohe Schichtdicken
Unvollständige Trocknung des Decklackes

Schleifspuren Grobes Schleifkorn

Einschlüsse Fehlende Vorreinigung
Ungesiebte Lackmaterialien
Zugesetzte Luftfilter
Falsche Positionierung des Abzugs (Spritznebel)

Silikonkrater Ungenügende Vorreinigung
Verunreinigte Spritzluft

Verlaufsstörungen Hohe Lackviskosität
Kurzer Verdünner
Hohe Temperaturen
Falscher Spritzdruck / zu große Düse

Wolkenbildung Ungleiche Schichtdicken
Falsche Lackviskosität
Zu kurze Ablüftzeiten

Viel Spass!

Gruss Plassi
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