Arrivederci, Bella
Verfasst: Donnerstag 27. Juni 2019, 15:25
Moin.
Wie singt Frau Kloß noch gleich? „Es reist sich besser mit leichtem Gepäck“. Sie hat Recht. Manchmal ist die Zeit gekommen, den ein oder anderen Koffer stehenzulassen, damit man wieder besser vorwärtskommt. Diese Erkenntnis hat sich auch in mir verdichtet und weil mein Kontakt zu historischem Britgestühl daran nicht ganz unschuldig ist, veröffentliche ich meine Geschichte dazu hier.
Die Zeit, die ich mit Fahren und Beschrauben von motorisierten Zweirädern verbringen kann, ist in den letzten Jahren sehr überschaubar geworden. Ich mag es aber überhaupt nicht, wenn man ein Fahrzeug nicht zum Fahren nutzt – etwas zu haben, nur um es zu besitzen, ist einfach nicht mein Ding. Aus diesem Grund werde ich mich von einem meiner Fahrzeuge trennen. Das ist für mich nicht ganz einfach, da ich mir mit diesem Gefährt vor 12 Jahren einen damals 13 Jahre alten Traum erfüllt hatte und ich mich motorradtechnisch als „angekommen“ bezeichnen würde. Will heißen, die Zeit, in der ich alle zwei Jahre anderes ausprobieren musste, ist schon lange vorbei.
Als 1994 die Ducati 916 vorgestellt wurde, hat mich der Blitz getroffen. Als jemand, dessen Herz ohnehin für Superbikes schlug war ich damals der Meinung, dass das Design, was dem ehrenwerten Meister Tamburini da aus der Feder geflossen war, nicht mehr zu toppen sei. Dieser Meinung bin ich – was diese Art von Motorrädern angeht – auch heute noch.
Als permanent finanziell-untermotorisierter Pickelfresse war dieses Motorrad für mich damals natürlich vollkommen unerreichbar, ich nahm mir allerdings fest vor, das irgendwann einmal zu ändern. Wie oben schon angedeutet, war es dann 13 Jahre später so weit. Ich konnte den Tiefpunkt, was den Marktwert dieser Fahrzeuge anging, geschickt nutzen und eines der letzten Motorräder aus dieser Baureihe gebraucht ergattern. Das Warten hatte sich gelohnt, denn es war jetzt keine 916 mehr, sondern eine 998 und – Schwein gehabt – sogar eine „S“ mit dem seltenen Sandgussgehäuse des Testastretta-Aggregats aus der 996R und damit das bestmotorisierte Modell.
Dieses Motorrad ist das mit Abstand beste und durchdachteste, was ich je gefahren habe. Kein Schickimicki, sondern pure Funktionalität (in Bezug auf die Marschrichtung „Racing“ natürlich). Innerhalb von zwei Stunden vom Straßentrimm auf Rennstrecke umgebaut und umgekehrt. Die schönste Motorcharakteristik, die man sich für einen L2-Motor wünschen kann – seidenweicher Druck in jeder Lebenslage immer in Verbindung mit der Geräuschentwicklung eines Zwölf-Enders, der in der Brunftzeit vom Waldrand aus dem Rest der Welt zuröhrt, wer hier den Längsten hat.
Ein Fahrwerk, dass man selbst als jemand, der vorsichtig mit Superlativen umgeht, guten Gewissens mit als „brutal auf die Straße genagelt“ bezeichnen muss. Ich habe noch kein Krad gefahren, dem es bei 160 in voller Schräglage scheissegal ist, ob da eine Bodenwelle oder zwei Kanaldeckel auf der Linie liegen. Und – deswegen wollte ich sie ja eigentlich: Unendlich garagenbiertauglich. Wie oft habe ich auf meinem Klappstuhl mit einer Flasche Bier vor der Dame gesessen und debil vor mich hingegrinst, weil sie einfach so schön ist.
Meine komplette Laudatio auf diese Karre erspare ich euch und schließe mit meinen beiden Lieblingsbildern:
Jetzt werde ich sie verkaufen. Und wofür? Um mehr Zeit, Geld und Platz dafür zu haben, mit öligen Fingern fluchend vor einer 47 Jahre alten Nordhorn zu knien, bei Fachleuten Support zu erbetteln und natürlich im schlimmsten Fall auch mal damit durch die Gegend zu kacheln. Es gibt schon seltsame Menschen…
Ciao,
Markus
Wie singt Frau Kloß noch gleich? „Es reist sich besser mit leichtem Gepäck“. Sie hat Recht. Manchmal ist die Zeit gekommen, den ein oder anderen Koffer stehenzulassen, damit man wieder besser vorwärtskommt. Diese Erkenntnis hat sich auch in mir verdichtet und weil mein Kontakt zu historischem Britgestühl daran nicht ganz unschuldig ist, veröffentliche ich meine Geschichte dazu hier.
Die Zeit, die ich mit Fahren und Beschrauben von motorisierten Zweirädern verbringen kann, ist in den letzten Jahren sehr überschaubar geworden. Ich mag es aber überhaupt nicht, wenn man ein Fahrzeug nicht zum Fahren nutzt – etwas zu haben, nur um es zu besitzen, ist einfach nicht mein Ding. Aus diesem Grund werde ich mich von einem meiner Fahrzeuge trennen. Das ist für mich nicht ganz einfach, da ich mir mit diesem Gefährt vor 12 Jahren einen damals 13 Jahre alten Traum erfüllt hatte und ich mich motorradtechnisch als „angekommen“ bezeichnen würde. Will heißen, die Zeit, in der ich alle zwei Jahre anderes ausprobieren musste, ist schon lange vorbei.
Als 1994 die Ducati 916 vorgestellt wurde, hat mich der Blitz getroffen. Als jemand, dessen Herz ohnehin für Superbikes schlug war ich damals der Meinung, dass das Design, was dem ehrenwerten Meister Tamburini da aus der Feder geflossen war, nicht mehr zu toppen sei. Dieser Meinung bin ich – was diese Art von Motorrädern angeht – auch heute noch.
Als permanent finanziell-untermotorisierter Pickelfresse war dieses Motorrad für mich damals natürlich vollkommen unerreichbar, ich nahm mir allerdings fest vor, das irgendwann einmal zu ändern. Wie oben schon angedeutet, war es dann 13 Jahre später so weit. Ich konnte den Tiefpunkt, was den Marktwert dieser Fahrzeuge anging, geschickt nutzen und eines der letzten Motorräder aus dieser Baureihe gebraucht ergattern. Das Warten hatte sich gelohnt, denn es war jetzt keine 916 mehr, sondern eine 998 und – Schwein gehabt – sogar eine „S“ mit dem seltenen Sandgussgehäuse des Testastretta-Aggregats aus der 996R und damit das bestmotorisierte Modell.
Dieses Motorrad ist das mit Abstand beste und durchdachteste, was ich je gefahren habe. Kein Schickimicki, sondern pure Funktionalität (in Bezug auf die Marschrichtung „Racing“ natürlich). Innerhalb von zwei Stunden vom Straßentrimm auf Rennstrecke umgebaut und umgekehrt. Die schönste Motorcharakteristik, die man sich für einen L2-Motor wünschen kann – seidenweicher Druck in jeder Lebenslage immer in Verbindung mit der Geräuschentwicklung eines Zwölf-Enders, der in der Brunftzeit vom Waldrand aus dem Rest der Welt zuröhrt, wer hier den Längsten hat.
Ein Fahrwerk, dass man selbst als jemand, der vorsichtig mit Superlativen umgeht, guten Gewissens mit als „brutal auf die Straße genagelt“ bezeichnen muss. Ich habe noch kein Krad gefahren, dem es bei 160 in voller Schräglage scheissegal ist, ob da eine Bodenwelle oder zwei Kanaldeckel auf der Linie liegen. Und – deswegen wollte ich sie ja eigentlich: Unendlich garagenbiertauglich. Wie oft habe ich auf meinem Klappstuhl mit einer Flasche Bier vor der Dame gesessen und debil vor mich hingegrinst, weil sie einfach so schön ist.
Meine komplette Laudatio auf diese Karre erspare ich euch und schließe mit meinen beiden Lieblingsbildern:
Jetzt werde ich sie verkaufen. Und wofür? Um mehr Zeit, Geld und Platz dafür zu haben, mit öligen Fingern fluchend vor einer 47 Jahre alten Nordhorn zu knien, bei Fachleuten Support zu erbetteln und natürlich im schlimmsten Fall auch mal damit durch die Gegend zu kacheln. Es gibt schon seltsame Menschen…
Ciao,
Markus