edwardturner hat geschrieben:...bis jetzt konnte ich es vermeiden hinzusehen weil ich das Thema eigentlich zu verkopft finde; aber jetzt habe ich mir das Endergebnis, also die ultimative, alle Fehlerquellen erschlagende Drehmomentkorrekturberechnung mal zu Gemüte geführt.
Und ich muß sagen: alle Achtung, da sind jetzt wirklich sämtliche werkzeugseitigen Parameter berücksichtigt, die zu einer Verfälschung des tatsächlich an der Schraube ankommenden Drehmoments führen könnten...
Hoi Eddie,
klar ist das recht theoretisch und eigentlich total verkopft.
Die Idee hinter dem file ist eigentlich nur, dass man mal mit Zahlen aufzeigt, was denn passiert drehmomentmäßig an der Verschraubung, wenn die vielfach zitierten 90° nicht eingehalten werden. Wie groß der Fehler dann werden kann.
Das vorhin hochgeladene Ding ist zum Spielen und Veranschaulichen, nicht mehr und nicht weniger.
Der Startpunkt war ja, wie kann ich eine Verschraubung, auf die ich nicht mit direkt mit einer auf dem Drehmomentschlüssel aufgesteckten Nuss drauf komme mit 'Hausmitteln' anziehen. Ohne Frage, die Mario'sche Lösung mit dem DMS mit Einsteckwerkzeug ist prima, nur wage ich zu bezweifeln, dass genau dieses Equipment für den Großteil der Leute hier Teil ihres Werkzeugfundus ist.
edwardturner hat geschrieben:... die Fehlerquelle Mechaniker. Und damit meine ich nicht daß der Schrauber schwerhörig ist und das Knacksen überhört sondern eine andere, subtilere Gefahr.
Ich spiele also mal "devils advocat": Ich messe penibelst Längen und Ansatzwinkel der Werkzeuge aus, trage alles in die Berechnungsformel ein und korrigiere sogar noch den kleinen "Ratschenfehler", stelle den DMS genau auf den korrigierten Wert ein und mache mich frohgemut ans Werk.
Und ich ziehe und ziehe und der DMS knackst immer noch nicht und mir kommts schon komisch vor - aber passieren kann ja nichts, die Formel korrigiert ja alles - also ziehe ich noch fester und dann endlich knackst es... aber die Schraube ist ab und der DMS hat immer noch nicht ausgelöst!
Kann ja nicht sein?! Oh doch und zwar weil ich den DMS nicht an der ganzen Länge angefaßt habe sondern wesentlich weiter innen und weil ich zusätzlich auch nicht mit 90° zum DMS gezogen habe sondern in einem ganz spitzen Winkel. Dann ist die ganze schöne Rechnerei hinfällig und es tritt an der Schraube ein viel höheres Drehmoment auf; besonders gefährlich wenn der Ringschlüssel sehr lang ist und der Winkel zwischen Ringschlüssel und DMS deutlich über 90° liegt...
Wie zuvor geschrieben, vernünftig sind aus meiner Sicht nur die Methode mit dem Nobel-DMS plus passendes Einsteckwerkzeug oder eben die 90°-Methode. Der Uli hat es auf den Punkt gebracht, man ist gut beraten, die 90° halt möglichst genau einzuhalten und das auch mit einem Winkel zu verifizieren. Das Gedöns mit den Zahnversatz soll nur verdeutlichen, dass die Methode halt ihre Tücken hat, wenn man den Winkel nicht trifft.
Ich mach' das schon ewig mit der 90°-Methode, mir war aber vor der jetzt gemachten total verkopften Rechenshow nicht klar, wie groß die Abweichungen beim aufgebrachten Drehoment sind, wenn es nur 5° Abweichung sind. Das ist erstaunlich, IMHO.
Da werde ich die nächsten Male sicher auch einen Winkel, wie Uli schrub, dran halten und das nicht mehr einfach per Schnauze und Augenmaß machen.
Der Drehmomentschlüssel kannst Du anfassen, wo immer Du möchtest, solange Du Deine Kraft dabei senkrecht zum Griff bzw. zum DMS selber einleitest und normal dran ziehst. Der DMS löst aus/knackt bei einem Drehmoment, das hoffentlich in einer vernünftigen Toleranz zum Skalenwert steht.
Die in den files ausgeworfene Kraft ist nur ein Hilfswert zum Rechnen, um zu zeigen, dass es von der Technischen Mechanik her egal ist, ob Du den DMS mit Nuss direkt aufsteckst oder eben über den Adapter mit 90° zu dem aus Zugänglichkeitszwecken genutzten Ringschlüssel.
edwardturner hat geschrieben:Versteh mich bitte nicht falsch, ich will nicht Deine viele Arbeit verächtlich machen aber ich denke diese Einschränkung der Formelgültigkeit sollte nicht unerwähnt bleiben, denn es ist schnell passiert daß man am DMS etwas schräg oder nicht ganz am Ende zieht.
Also trotzdem aufpassen und das Gefühl nicht komplett außer Acht lassen!...
Ich verstehe Dich nicht falsch, Du hast sehr valide Punkte aufgeführt. Und Gefühl spielt da sicher eine Rolle, dieses Gefühl hängt aber auch an Erfahrung. Und dazu braucht es Zeit.
Die ursprüngliche Frage von Torsten war ja, wie er den Kopp an einer A65 nachziehen sollte. Und dabei ist halt aufgepoppt, dass es an dem Moped einer Krücke bedarf, um die äußeren Muttern nachzuziehen. Vielleicht stolpert mal irgendein anderer Mensch per Suchmaschine ins Forum, wenn er die identische Fragestellung hat und der Faden bringt ihn weiter.
Ansonsten war das Ausufern des Fadens und die TM-Show in erster Linie meiner eigenen Neugier geschuldet. Aber ganz alleine scheine ich ja mit der Neugier nicht zu sein...
Schöne Grüße
Ph.