Hallo liebe Leute,
immer mal wieder kommt hier im Forum die Frage auf, welcher Tacho, also Geschwindigkeits- und Wegstreckenmesser aka speedo, denn mit welchem Tachoantrieb kombiniert wird, um eine korrekte bzw. halbwegs korrekte Anzeige zu erhalten.
Thema sind hier die magnetischen Smiths-Instrumente und die am Hinterrad eingebauten Tachoantriebe aka speedometer gearbox, so wie sie an den BSA und Triumph-Twins und auch an Triples verbaut sind. Die Instrumente, die direkt vom Getriebe angetrieben werden, sind außen vor.
Ich selber hab‘ leider keine Ahnung, wie das an den Norton-, AMC- und sonstigen Mopeds ist, aber bei einem Tachoantrieb vom Hinterrad und einer entsprechenden Bezeichnung auf dem Instrument wird sich das ähnlich darstellen.
Der Ralph aka Leftie sagt nach Rücksprache und Bestätigung durch Norman White aber, dass bei den Norton Commandos auch Tachos mit den Kennziffern 600 und 1000 verbaut sind. Damit gelten die nachfolgenden Ausführungen dafür auch.
Es scheint bei den Nortons auch so zu sein, dass obwohl die Tachoantriebe je nach Modell rechts oder links am Hinterrad verbaut werden, diese Antriebe immer die gleiche Drehrichtung der Welle erzeugen.
Immer mal wieder taucht der Terminus k-Wert in Zusammenhang mit Tachos hier auf.
Per definitionem gibt der k-Wert die Umdrehungen des Vierkantes der Tachowelle pro Kilometer an.
Ein k-Wert von 1,4 beispielsweise bedeutet, dass bei 1.400 Eingangsumdrehungen das Zählwerk der Tachometers 1 km Fahrstrecke anzeigt.
Auch wenn man den nachfolgenden Ausführungen folgend durchaus einen k-Wert für die Tachos mit den verschiedenen Bezeichnungen der Tachos errechnen könnte, ist der zuvor erwähnte k-Wert hier ohne Belang, weil die Zuordnung bei magnetischen Smiths-Instrumenten anders war und ist.
Wir hatten im August 2020 mal eine Diskussion im Forum zu der Zuordnung Tacho zum Antrieb.
Ich hab‘ mich an selbiger schamlos bedient, um das hier an prominenter Stelle nochmal zu posten.
Wie immer die wichtige Anmerkung vorab: Das How to-Ding soll zeigen, wie man das machen kann. Jedwede Verantwortung für die Richtigkeit des Vorgehens lehne ich ab, Ihr macht das ggf. auf Euer eigenes Risiko nach oder auch nicht. Korrekturen oder zusätzliche Anmerkungen sind willkommen und gern gesehen.
Wobei, hier geht es ja nur um die Zuordnung von Instrument zu Tachoantrieb.
Wie zuvor geschrieben, es gibt die üblichen Smiths magnetic instruments mit black oder grey face in verschiedenen Ausführungen und ihren Antrieben.
Tachoantrieb:
Fangen wir mal mit den Tachoantrieben an. Diese Antriebe sind entsprechend markiert, damit man sie identifizieren kann. Leider ist die Markierung auf der Innenseite des Antriebs, man sieht da also nicht einfach hin.
Es gibt zwei verschiedene Ausführungen.
Zuerst der 15/12-Antrieb, der auch je nachdem als 1,25:1-Antrieb bezeichnet wird. Es ist ja logisch, weil wenn man die Zahl 15 durch die Zahl 12 teilt, erhält man als Ergebnis 1,25.

Und es gibt einen Antrieb mit der Übersetzung 2/1.

Bei beiden Antrieben ist anzumerken, dass sie über- und nicht untersetzen.
Das will sagen, dass eine in den Antrieb eingesteckte Welle sich schneller dreht als das Hinterrad.
Die Antriebe kann man aber auch überschlägig prüfen, ohne sie abzubauen. Man bockt das Moped auf dem Hauptständer auf, bringt eine Markierung mit Kreide am Hinterrad an, schraubt die Tachowelle instrumentenseitig ab, klebt da ein Fähnchen aus Isolierband an die Welle, dreht das Hinterrad um eine Umdrehung und zählt dabei die Umdrehungen der Tachowelle. Der Unterschied zwischen 1,25 oder 2 Umdrehungen ist so deutlich, dass die Identifikation des Übersetzungsverhältnisses des Antriebs kein echtes Hexenwerk ist.
Tacho:
Die Tachos sind auf dem Zifferblatt jeweils mit einer Zahl markiert. Es bleibt zu hoffen, dass die Zahl auf dem Zifferblatt zum eigentlichen Zählwerk der Wegstreckenmessung dahinter noch passt und nicht irgendein Vorbesitzer das Zifferblatt getauscht hat oder hat tauschen lassen. Weil in diesem Falle wäre die Angabe auf dem Zifferblatt nutzlos bzw. irreführend.
So sieht das aus in den drei verschiedenen Varianten, die es da gibt.



Die Zahl auf dem Zifferblatt gibt an, wieviele Umdrehungen der Tachowelle es bedarf, bis das Zählwerk der Wegstreckenanzeige um eine Einheit (egal ob Meile oder Kilometer) weiterspringt.
Der Witz ist bei den Instrumenten, dass man zwar die Geschwindigkeitsanzeige justieren/anpassen kann, das Zählwerk als solches ist aber ein kleines Getriebe, bei dem man nichts justieren kann.
Entweder zählt der Wegstreckenmesser richtig, oder man muss ein anderes kleines Getriebe da drin verbauen, was eine Aufgabe für Spezialisten ist.
Und jetzt kommt der Tachoantrieb am Hinterrad ins Spiel. Die ganze Sache ist auf einen Standardreifen in der Größe von 4.00-18 ausgelegt, der laut Tabelle einen statischen Abrollumfang von 2.026 mm hat.
Die Tachos, die mit den Zahlen 600 (das ist ein Kilometertacho) und 1000 (das ist ein Meilentacho) gekennzeichnet sind, brauchen den 15/12 bzw. 1,25/1-Antrieb, um korrekt zu zählen. Korrekt ist aber relativ, weil richtig sauber ist das von der Mathematik her nicht.
Hier die Berechnung für den (Kilometer-) Tacho mit der Bezeichnung 600:
Der Wegstreckenzähler soll ja bei 1.000 m Strecke eine Einheit weiter springen.
Das Hinterrad hat 2,026 m Umfang. Das heißt, es dreht sich pro km 493,6 Mal. Diese Zahl multipliziert mit der Übersetzung des Tachoantriebs von 1,25 ergibt 617 Umdrehungen der Tachowelle pro Kilometer.
Für die englischen Hersteller ist/war das nahe genug dran an der Zahl 600, die auf dem Instrument steht.
Jetzt die Berechnung für den (Meilen-) Tacho mit der Bezeichnung 1000:
Wie gehabt, der Wegstreckenzähler soll ja bei einer Meile, sprich 1.601 m, eine Einheit weiter springen.
Das Hinterrad hat immer noch 2,026 m Umfang, das heißt, es dreht sich pro Meile 790,2 Mal. Das multipliziert mit der Übersetzung des Tachoantriebs von 1,25 ergibt 987,8 Umdrehungen der Tachowelle pro Meile.
Für die englischen Hersteller ist/war das nahe genug dran an der Zahl 1000, die auf dem Instrument steht.
Ein Tacho, der mit der Zahlen 1600 (das ist ein Meilentacho, auch wenn das in den spare parts lists teilweise anders drinsteht) gekennzeichnet ist, brauchen den 2/1-Antrieb, um korrekt zu zählen. Korrekt ist aber relativ, weil richtig sauber ist das von der Mathematik her nicht.
Jetzt die Berechnung für den (Meilen-) Tacho mit der Bezeichnung 1600:
Der Wegstreckenzähler soll ja wieder bei einer Meile, sprich 1.601 m, eine Einheit weiter springen.
Das Hinterrad hat immer noch 2,026 m Umfang, das heißt, es dreht sich pro Meile 790,2 Mal. Das multipliziert mit der Übersetzung des Tachoantriebs von 2 ergibt 1.580,4 Umdrehungen der Tachowelle pro Meile.
Für die englischen Hersteller ist/war das nahe genug dran an der Zahl 1600, die auf dem Instrument steht.
Meine eigenen Erfahrungen mit den magnetic speedos bestätigt die oben genannten Zahlen, sprich: die Wegstreckenzählung ist leidlich genau.
Wie zuvor geschrieben, die Geschwindigkeitsanzeige wird beim Zusammenbau der Instrumente kalibriert, das kann man aber auch mit einem von der Drehzahl her einstellbaren Akkuschrauber oder einer Drehe, beide jeweils mit bekannter Drehzahl überschlägig prüfen. Bitte bei so einem Test die Drehrichtung der Tachowelle beachten!
Es ist sogar relativ einfach.
Die nominale Drehzahl auf dem Instrument gibt an, wieviele Umdrehungen der Tachowelle benötigt werden, um das Zählwerk einmal umspringen zu lassen, wie zuvor wortreich und ausführlich beschrieben.
Man muss jetzt nur die Geschwindigkeit pro Stunde in erforderliche Drehzahl pro Minute umrechnen und das dann in Relation zu der Wegstreckenzählung setzen.
Ist die Drehzahl für den 600-er -Tacho 600 U/min, dann zeigt er 60 km/h an. 60 km/h bedeutet ja einen Kilometer pro Minute, also in einer Minute einen Zählwerksumsprung.
Für den 1000-er mph-Tacho sollten es 1000 U/min sein, damit er 60 mph anzeigt.
Wie zuvor: 60 mph bedeutet eine Meile pro Minute, also in einer Minute einen Zählwerksumsprung.
Beim 1600-er-mph-Tacho sollten es 1.600 U/min sein, damit der 60 mph anzeigt. Wie zuvor: 60 mph bedeutet eine Meile pro Minute, also in einer Minute einen Zählwerksumsprung.
Zusammengefasst:
Ein Tacho mit der Kennzeichnung 600 oder 1000 braucht einen Antrieb mit der Bezeichnung 15/12 oder 1.25/1, um vernünftige Werte anzuzeigen.
Ein Tacho mit der Kennzeichnung 1600 braucht einen Antrieb mit der Bezeichnung 2/1, um vernünftige Werte anzuzeigen.
Das war es auch schon mit der Zuordnung Tacho zu Tachoantrieb, vielen Dank für Eure Geduld.
Sehr sehr gerne lass' ich mich korrigieren, falls da was Falsches oder Zweifelhaftes stehen sollte. Tut Euch keinen Zwang an.
Beste Grüße
Ph.