Sooo, jetzt nehm ich mir mal etwas Zeit für die schon ein, zweimal angekündigte Story unseres Nortonzuwaxes.
Es begab sich kurz nach Nikolaus, dass ich mich gen Worcestershire begab, um drei *ähm* geringfügig zuwendungsbedürftige Norton Commando abzuholen, die ich über diesen bekannten, neumodischen Vertriebsweg erworben hatte.
Ende November fing es an mit einer 1971er, geschossen, bezahlt, Abholung in drei, vier Wochen vereinbart. Doch was tat der Verkäufer? Er setzte eine weitere, ähnlich geschundene 1973er ins Netz - und warum auch immer blieb diese Kiste deutlich unter einem Kilopfund, also ebenfalls geschossen und Barzahlung vereinbart, er hatte ja schon eine bezahlte als Pfand. Und naja, der nette Gebrauchtkradverticker hatte noch eine dritte, ebenfalls 1973er.....hm, eigentlich wollte ich nicht, aber nach einigem hin und her hab ich dann auch die noch genommen.
Zwei Tage Urlaub genommen, hingefahren, noch ein paar Lotusteile mitgenommen aus der Nachbarschaft - wenn mir nochmal jemand was von Krise in GB erzählt, dann lach ich aber, die sind saniert....
Die 1971er ist eine 1968er dem Rahmen nach - was auch brav im Title steht. Der Motor ist dann wirklich 1971. Äußerlich ziemlich rott, aber sie hält sauber Kompression auf beiden Zylindern, lässt sich butterweich durchtreten dazwischen - vielversprechend, aber davon später mehr. Der Rahmen, naja, der braucht viel Zuwendung nachdem er einem - sagen wir mal landestypisch begabten - Ami in die Hände fiel, aber ich werde die eh schlachten und die Teile verwenden.
Die erste 1973er ist tatsächlich eine, was auch unschwer am eingeschlagenen Produktionsdatum erkennen lässt - nur ist es wie vermutet keine 750er, sondern ein 850er Kurbelgehäuse mit draufgeworfenem 750er Top-End. Der Zylinder ist miserabel geschweißt, der Kopf muss komplett gemacht werden, aber damit hatte ich gerechnet. Das Interessante an der Kiste ist aber, dass es eine der ersten hundert 850er ist und der Kurbeltrieb sehr gesund aussieht.
Die zweite 1973er ist eine 1970er, wie der Kollege auf 73 kam, wusste er selbst nicht mehr - was mit aber durchaus lieb ist, ich finde die 70er Roadster mit dem flachen Sitz der "S" von allen Commando am schönsten. Die angebliche Ceriani-Gabel entpuppte sich als Betor-Brücken mit irgendwelchen japanischen fork legs - mal schauen, was sowas wert ist, selbst will ich die eher nicht benutzen. Die 68er hat die korrekten, alten Brücken.
Und dann hab ich heute abend mal angefangen, die 68er zu zerlegen. Kopf runter - und große Augen gemacht, der war bis auf die untere Rippe geplant. Sollte wohl die erste Diesel-Commando werden....hm, mal schauen. Zylinder runter, der sah richtig gut aus. Die Kolben sind diese wiederliche Schlitzdinger, aber sie hatten ein nettes Detail - nämlich das STD auf dem Boden, der Zylinder war augenscheinlich maximal eingelaufen, dem Zustand nach zu urteilen. Im Kurbelgehäuse war satt Öl drin, naja, dann ist wenigstens alles schön konserviert. Zuhause habe ich dann mal die Deckel vom Kopf runtergenommen und mir das gute Stück mal genauer angeschaut - und nicht schlecht gestaunt, unter dem angeranzten Äusseren versteckten sich auf 30mm geportete Einlasskanäle, erleichterte Rocker etc., und innen war nicht ein Hinweis drauf zu sehen, dass der Kopf mal richtig Feuer gesehen hat - die Innenseiten sehen ehrlich gesagt so aus, als wären sie grade erst frisch gegossen, die Ventilenden und Collars sind auch neuwertig.. Ich glaube, da hat mal einer einen Austauschmotor mit ein bisschen "geringfügiger Modifikation" am Kopf eingebaut, der grade mal ein paar Minuten Einlaufprozedur gesehen hat - das Öl war sogar noch ziemlich frischfarben. Die Nockenwelle und Stößel sehen ebenfalls total unbenutzt aus, alle Laufflächen glänzen und laufen satt aufeinander, unglaublich. Dieser Motor schreit gradezu danach, einmal komplett gereinigt zu werden - wahrscheinlich müssen noch Superblends rein, aber das werde ich Samstag herausfinden - und dann kann man ihn ohne viel Federlesens wohl aufbauen. Ich bin entsprechend begeistert. Wenn das Getriebe auch so aussieht, wird das eine ziemlich schnelle Restaurierung...hm.
Bleibt also noch die 1970er, bei der bin ich schon schwer gespannt, was mich innen erwartet: Die hat total vergniedelte Timing-cover-Schrauben, aber einen jungfäulichen, unbeschraubten Sump filter - sehr dubios.
Mein Plan ist, zwei aufzubauen: Erstmal relativ zügig die 70er als Roadster, ziemlich seriennaher Trim, keine wilden Umbauten - kost nur Zeit. Die 850er will ich als Grundlage für einen Proddie-Racer nachbauen nehmen, aber das wird wohl eher noch einige Jahre dauern, ich hab jedenfalls mit dem Lotus und den drei Norton (die Atlas darf ja nicht vernachlässigt werden) genug zu tun.....
So, das wollte ich doch mal loswerden!
Guten Rutsch,
Tim