Norton commando Ölproblem

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1848
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Norton commando Ölproblem

Beitrag von 1848 »

Hi, ich habe eine Norton Commando 850 Mk2. Und bin noch relativ unversiert, was englische Motorräder angeht. Habe das Problem, dass es Motoröl aus der Kopfschraube (Anzugsreihenfolge die 1.)herausdrückt sobald der Motor warm ist. Zudem noch Druck Geräusche also ein regelrechtes herausblubbern des Öls. Zylinder sind gehohnt worden mit neuen Kolben und am Zylinderkopf wurden Ventile und Führungen erneuert. Ich habe die Norton mit demontierten Zylinder gekauft und das war der erste Startversuch.
Jemand eine Idee wie ich als erstes Verfahren sollte um das Problem in den Griff zu bekommen. Hier im Forum habe ich bereits einen Beitrag gelesen, mit ähnlichem Problem handelte sich dabei aber um eine 750.
Ob sich Blow-by Gase im Kurbelgehäuße oder Motoröl anstaut habe ich noch nicht geprüft. Rücklauf in den Öltank scheint zu funktionieren.
Ich danke euch im voraus für eure Hilfe und hoffe auf euere Unterstützung.
Lg 1848
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Uli
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Re: Norton commando Ölproblem

Beitrag von Uli »

Servus, Mr. Nameless 1848, :halloatall:

da es wahrscheinlich eh demnächst jemand tut, mach es halt diesmal ich:
Disclaimer:
Bei den meisten Foren, und vor allem auch in diesem, gehört es zur Etikette, sich erstmal hier: viewforum.php?f=11 mit ein paar Zeilen zu sich, seinem technischen Hintergrund und einem menschlichen Namen vorzustellen, damit die Forenmitglieder mal einen Anhaltspunkt haben, wie sie einen ansprechen können. "1848" ist da eher wie 4711 oder 08/15... :roll:

Du wirst mit deiner Norton sowieso noch öfter hier reinschauen, glaub mir... :mrgreen:

Anyway, zu deinem Problem:

Hast du den Motor selbst komplettiert ?
Sind dabei Schrauben oder Muttern irgendwie "komisch" anzuziehen gewesen?
Welche Kopfdichtung hast du verwendet, aus welcher Quelle, mit oder ohne Silikondichtmittel?
Hast du die Dichtflächen von Zylinder und Kopf auf Planheit überprüft?
Ich gehe mal davon aus, dass dabei ein vernünftiger Drehmomentschlüssel vorhanden war und verwendet wurde. ODER?? :-k

Da du zusätzlich zur "Ölquelle" Druckgeräusche verortest, ist zunächst einmal eine defekte,
bzw. nicht ihrer Aufgabe nachkommende Zylinderkopfdichtung zu vermuten.
Warum diese schon beim ersten Start nicht dicht ist, kann an allerlei Gründen liegen, siehe oben.
Druck kann dort nur von Verbrennungsgasen herrühren, Öldruck liegt dort nicht an.
Das Gesabbere kommt wohl von dem durch die Stößelkanäle rücklaufenden Öl.
Ein Riss kann natürlich auch vorliegen. Hast du Zyl. und Kopf daraufhin untersucht?

Jedenfalls wirst du um eine Demontage des Kopfes nicht herumkommen.

Die restlichen Gentlemen werden nicht lange auf sich warten lassen.

Good luck!

Uli
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1848
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Re: Norton commando Ölproblem

Beitrag von 1848 »

Hi Uli, vielen Dank für deine Antwort.
Entschuldige, bitte das ich die Vorstellungsrunde übergangen habe, werde ich noch nachholen.
Den Motor habe ich komplettiert. Schrauben mit Drehmoment angezogen, bis auf die Schrauben oder besser gesagt Muttern an die ich nicht mit Nuss drauf kam. Die habe ich nach Gefühl mit Schraubenschlüssel angezogen. Beim Festziehen ist mir nichts aufgefallen, Schrauben sahen in Ordnung aus und ließen sich alle festdrehen. Kopfdichtung sowie alle anderen Dichtungen waren von Norton Motors. Habe die 2 comp. Dichtung verwendet. Bei dem Sammelsurium vom Vorbesitzer lag noch eine Kupferdichtung mit dabei. Die Dichtflächen habe ich allerdings nicht geprüft, ob die Plan sind. Optisch machten die Dichtflächen einen guten Eindruck.
Gruß 1848
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Uli
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Re: Norton commando Ölproblem

Beitrag von Uli »

Hallo Daniel,
hab deine Vorstellung gelesen; prima, dann weiß man doch schon mal in etwa,
wen man gegenüber hat und dass man nicht bei Adam und Eva anfangen muss.

Ich gehe mal davon aus, dass du das Werks-Workshop-Manual hast, nicht die orange Buchelli- oder Haynes-Ausgabe.
In letzteren stehen einige Fehler, die nicht sein müssten.

Die Compound-Dichtung von Joe ist qualitativ gut.
Gerne wird hier noch ein Hauch Silikon-Dichtmasse aufgetragen, vor allem im Bereich um die Stößelrohre.
Also da, wo es bei dir sabbert...

Verbindungen, an die man mit dem DrehMo nicht direkt hinkommt, sind es einige.
Da kann das schon mal zu Verzug führen, wenn man nur nach Gefühl anzieht; nicht falsch verstehen, dein Handgefühl in allen Ehren, aber...

Diese Muttern kann man mit Ringschlüssel und einem Klemmadapter aber doch mit dem DreMo anziehen, such mal im Forum danach,
the honorable Phil und SeNü haben das Teil mehrfach beschrieben.
Ich war bisher dafür zu geizig und habe auf passende WW-Schlüssel eine 13er Mutter draufgebraten. Sieht nicht so schick aus, aber tut ihr Ding.
Wenn du den DreMo im 90°-Winkel zum Schlüssel hast, kannst du mit den korrekten 48 NM anziehen, aber das weisst du als Mechaniker bestimmt.
Nur der Platz ist halt dennoch beschissen eng. Aber geht scho. Hab erst gestern das (dritte) Nachziehen der Kopfdichtung durchexerziert.

Du kannst ja mal versuchen, eine Verbindung nach der anderen zu lösen und gleich wieder mit korrektem Drehmoment anzuziehen.
Diesmal ALLE.
Vielleicht hast du die 1er-Mutter einfach vergessen?

Aber ich vermute, das wird auch nicht dicht auf Dauer.
Aber warum soll man nicht auch mal Glück haben?

Viel Erfolg!
Uli
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1848
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Re: Norton commando Ölproblem

Beitrag von 1848 »

Danke Uli,
ich habe mich natürlich nach den Angaben aus dem orangen Buchelli orientiert. 3/8" Muttern /Schrauben ca. 40,7 Nm und die 2 Schrauben 5/16" ca. 27,1 Nm. Ich werde das nochmals überprüfen, bin mir aber ziemlich sicher das alles fest ist. Auch wenn ich die Verschraubungen erneut mit dem richtigen Anzugsdrehmoment nachziehe, wirds wohl nicht mehr dicht werden. Ich würde gerne vorher alles andere ausschließen bevor ich den Kopf demontiere. Ich frage mal meine Bekannten nach dem Workshop Manual
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Benni ES2
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Re: Norton commando Ölproblem

Beitrag von Benni ES2 »

Moin
Das Manual gibts im Netz als pdf oder bei Joe
Besorg dir das
Ist wirklich besser
Such mal im Forum unter Standardinstandsetzungen - Sonstiges - torque settings commando oä
Bg!
B


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Freue mich auf die baldige Weiterentwicklung meiner Werkstatt, schönes Schrauben im Winter und einen grandiosen Frühling!
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Phil
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Re: Norton commando Ölproblem

Beitrag von Phil »

Hoi Daniel,

den Fehler, den Du beschreibst, wirst Du kaum mit Nachziehen beheben können. Wenn es zischelt/blubbert, geht das kaum.

Die Composite-Dichtungen sind ziemlich tricky, was das Nachziehen angeht. Auch wenn es Leute wie den wunderbaren Uli gibt, die damit zurecht kommen.

Ich kenne das mit den Composite-Dingern so, dass man die wirklich unmittelbar nach 5 min im Stand laufen/dem ersten Wärmeeintrag, gleich nachziehen muss, wenn die Schüssel dann wieder kalt bzw. handwarm ist.

Den angesprochenen Adapter, der total praktisch ist, findest Du hier im 10. Beitrag von oben, incl. Bezugsquelle.

Hoffentlich hat der Kopf keinen Riss. :shock:

Grüße

Ph.
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Uli
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Re: Norton commando Ölproblem

Beitrag von Uli »

Phil hat geschrieben:Die Composite-Dichtungen sind ziemlich tricky, was das Nachziehen angeht.
Och, das ist nicht anders als bei anderen.

War immer ok.

Aber tatsächlich hab ich jetzt Kupfer montiert, einfach deshalb, weil ich noch drei Stück als Neuteile daliegen hab.

Bis jetzt hälts dicht, am 10.06. wissen wir mehr... ;-D
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Alexander
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Re: Norton commando Ölproblem

Beitrag von Alexander »

Womöglich hat eines der drei 3/8 Stehbolzen Gewinde von unter dem Kopf Nachgegeben ? Wär ja nichts Neues .
Die Leute sind so ..
Norton
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Re: Norton commando Ölproblem

Beitrag von Norton »

Die originalen Composit-Dichtungen sind überhaupt nicht tricky.
Richtig verbauen, mal ordentlich warm laufen lassen, oder fahren, wieder kalt werden lassen und nachziehen.
Nach ein paar Hundert Kilometer noch mal Nachziehen.
Die hat sich halt gesetzt und bläst jetzt durch. Nachziehen und nicht mehr weiter rumspielen.
Und schmeiß das Bucheli weg!
Kaputte Nortons werden meist mehr kaputt gespielt.
Und kommt bloß nicht auf die Idee, hier was von einem Killhahn (Ölhahn) zu posten.
Da dran sind mit Abstand die meisten Nortons gestorben.

Gruß. Martin.
Jung sein ist keine Frage des Alters.
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Uli
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Re: Norton commando Ölproblem

Beitrag von Uli »

:shock: :shock:

"Niemand hat die Absicht, einen Ölhahn zu errichten...!" :mrgreen:
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Re: Norton commando Ölproblem

Beitrag von 1848 »

Hi, vielen Dank für die Antworten.
Nachziehen der Zylinderkopfschrauben war schon sehr hilfreich das durchblassen der Kopfdichtung scheint erstmal weg zu sein.Ölverlust ist noch vorhanden, augenscheinlich aber eher an den Ölleitungen/Banjo am Kopf. Nachziehen der Kopfschrauben, hätte man vielleicht auch von alleine drauf kommen können, bei dem Bekannte der 2 Nortons hat war das bisher noch nicht nötig. Mit dem Killhahn habe ich schon festgestellt, dass es dort geteilte Meinungen gibt. Der Bekannte fährt jedenfalls beide ohne. Trotz längeren Standzeiten bisher ohne Probleme. Weiter geht es mit der Vergasereinstellung. Bei dem rechten Zylinder ließ problemlos Leerlauf einstellen. Der linke Zylinder bockt etwas rum. Knallt und patscht, sodass der Motor ausgeht. Bei minimalster Veränderung der Lerlaufgemisch Schraube ist der Motor sofort aus. Verbaut sind Amal Vergaser mit ansaugtrichtern. Vor demzusammenbau Ultraschall gereinigt. Der Vorbesitzer hatte schon neue Gasschieber, Nadel und Nadeldüsen gegeben. Falls die Frage aufkommt, heat insulator Scheiben sind Montiert. Ob der Flansch verzogen ist würde ich noch prüfen ebenso sicherheitshalber Ventilspiel und ZZP.
Ich wünsche euch allen ein schönes Pfingstwochenende.
Gruß 1848
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Phil
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Re: Norton commando Ölproblem

Beitrag von Phil »

1848 hat geschrieben:... Weiter geht es mit der Vergasereinstellung. Bei dem rechten Zylinder ließ problemlos Leerlauf einstellen. Der linke Zylinder bockt etwas rum. Knallt und patscht, sodass der Motor ausgeht. Bei minimalster Veränderung der Lerlaufgemisch Schraube ist der Motor sofort aus. Verbaut sind Amal Vergaser mit ansaugtrichtern. Vor demzusammenbau Ultraschall gereinigt. Der Vorbesitzer hatte schon neue Gasschieber, Nadel und Nadeldüsen gegeben. Falls die Frage aufkommt, heat insulator Scheiben sind Montiert. Ob der Flansch verzogen ist würde ich noch prüfen ebenso sicherheitshalber Ventilspiel und ZZP. ...
Hoi Daniel,

das hört sich nach Malesten im Leerlaufsystem an, sprich, die LL-Düse bzw. Buchse (je nach Ausführung des Concentric Standard oder Premier) wird zumindest teilweise zu/verstopft/verklebt sein.

Vor allem die Buchse ist tückisch, die Bohrung darin hat einen Hauch mehr als 0,4 mm Durchmesser, man bekommt sie in der Regel nur per Schalle nicht frei.

Wenn die Vergaser dran sind, die Schieber frei laufen und der Anschluss dicht ist (am leichtesten per Absprühen mit WD40 zu prüfen), kann der Flansch auch leicht krumm sein, das stört nicht weiter.

Wenn Du die Schieber ohne Nadel ohne Zug ohne alles in das Gehäuse rein oben rein steckst, müssen die von selber der Schwerkraft folgend nach unten gehen bis auf die Gasschieberanschlagschraube. Tun sie das nicht, ist der Vergaser als solcher verzogen.
Dann ist das Ding zumindest IMHO ein Fall für die Schrotttonne.

Zwei Sachen noch:

ad1 ist das beim Concentric eine Luft-, keine Gemischschraube, sprich: reindrehen macht beim Concentric fetter.

Ad 2 schau' bitte mal bei positivem Ausgang des Schieber in Gehäuse-Schwerkraft-Tests, ob die Schieber klappern oder ob sie im Laufspiel unauffällig und halbwegs gleich rechts und links sind. Das Laufspiel Schieber-Gehäuse ist eigentlich bei Auslieferung ca. 1/10 mm.

Good luck und Grüße

Ph.
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Re: Norton commando Ölproblem

Beitrag von 1848 »

Hi Phil, vielen Dank für deine Antwort.
Nach langem umher probieren, habe ich den linken Vergaser getauscht mit einer Leihgabe vom Bekannten. Gasschieber, Düsen, Nadel hab ich umgeschraubt, waren bereits neu. Mit dem Vergaser läuft die Norton ganz gut und auch Leerlauf lässt sich problemlos einstellen. Spiel vom Gasschieber war in beiden Gehäusen relativ ähnlich. Bei Gelegenheit werde ich das mal genauer ermitteln. Habe über die Suche, deinen ausführlichen Beitrag zu den Vergaser gefunden, großes Lob an dieser Stelle, wirklich sehr toll beschrieben. Ich werde mal versuchen ob ich meinen Vergaser noch zum Laufen bekomme. Die Leihgabe stellt leider keine Dauerlösung dar.
Gruß Daniel
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